Dieser Artikel ist sehr lang und detailliert. Er erläutert zuerst die Gründe deiner Schüchternheit und geht später auf praktische Übungen ein, um deine Schüchternheit zu überwinden. Ich empfehle dir, mehr Zeit einzuplanen und alles zu lesen, aber wenn dich nur die praktischen Tipps und Übungen interessieren, lasse die ersten drei Teile einfach aus.
Inhaltsverzeichnis
Schüchternheit überwinden – meine Geschichte
Ich selbst war früher ein sehr schüchternes Kind. Schon in der Volksschule war ich immer sehr still und zurückhaltend und das hat sich auch durch meine ganze Schulzeit gezogen.
Obwohl ich mich eigentlich gerne mit Leuten unterhalten wollte, war ich immer viel zu schüchtern, um eigenständig Gespräche zu beginnen und offen auf Menschen zuzugehen.
Mich haben vor allem die Menschen fasziniert, die sich locker und unverblümt mit jedem unterhalten konnten, ohne Anstrengungen oder peinlicher Momente zwischendurch.
So etwas wollte ich auch erreichen…
Der Wendepunkt
Tja irgendwann kommt man dann an den Punkt, wo die Schmerzensgrenze des Status‘ Quo zu groß wird und man etwas an seiner Situation ändern MUSS, weil man es einfach nicht mehr aushält.
Dieser Punkt war bei mir erreicht, als ich 16 Jahre alt war. Ich wollte nicht mehr von allen als der stille und schüchterne Junge bezeichnet werden. Da hatte ich echt keinen Bock mehr drauf. Ich wollte etwas ändern.
Zum Glück ist Schüchternheit keine angeborene Charaktereigenschaft, die in Stein gemeißelt ist. Es braucht harte Arbeit, Zeit und Geduld, aber es ist definitiv möglich seine Schüchternheit zu überwinden.
Hier erfährst du meine Erfahrungen und wie ich es geschafft habe, meiner Schüchternheit gehörig in den Ar*** zu treten.
1. Akzeptiere deine Schüchternheit
Akzeptiere, dass du im Moment noch schüchtern bist und stehe dazu! Es ist keine Schande schüchtern und zurückhaltend zu sein, solange du etwas an deinem Verhalten ändern willst und an dir arbeitest.
Eine Situation anzunehmen, selbst wenn man damit nicht zufrieden ist, ist der erste Schritt, um Veränderungen in Gang zu setzen.
Versuche dich also nicht zu verstellen und steh von ganzem Herzen zu deiner Schüchternheit.
Akzeptiere auch, dass es ein langer und steiniger Weg sein wird, zu einem offenerem Menschen zu werden. Bis jetzt warst du immer gewohnt still und zurückhaltend zu sein – auf eine gewisse Art und Weise fühlst du dich damit wohl, weil das deine Komfortzone ist.
Beginnst du jetzt, an dir zu arbeiten und Schritt für Schritt deine Schüchternheit abzulegen, bewegst du dich außerhalb deiner Komfortzone. Das bedeutet, dass du bestimmte Verhaltensmuster an den Tag legst, die du nicht gewohnt bist (wie zum Beispiel mehr Leute anzusprechen oder offener auf andere zuzugehen).
Für Menschen, die schüchtern sind, ist das sehr nervenauftreibend. Aber um genau solche nervenauftreibenden Situationen problemlos zu meistern, hast du ja diesen Guide hier 😉.
„Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“
Genaue Quelle unbekannt (angeblich A. Einstein)
Dieses Zitat zeigt sehr schön, dass es Unsinn wäre, immer wieder die gleichen Verhaltensmuster an den Tag zu legen, aber andere Ergebnisse zu erwarten. Heißt, wenn du erwartest, dass sich deine Schüchternheit einfach von selbst lösen wird, muss ich dich leider enttäuschen, mein Freund. Ohne Fleiß kein Preis.
2. Der Grund für Schüchternheit
Es gibt viele Gründe, warum Menschen schüchtern sind – die häufigsten davon sind:
- Unsicherheit
- Du weißt nicht, was du sagen sollst
- Du bist in einer neuen Situation (Schule, Uni, Arbeit)
- Du kennst niemanden auf einer Party
- Du hast Angst, was die Leute über dich denken
- …
Der mit Abstand häufigste Grund für Schüchternheit ist meiner Meinung nach die Unsicherheit.
Du weißt nicht genau, was du sagen sollst, wie du reagieren sollst, etc. Diese Unsicherheit hat meistens tiefergehende Gründe – z.B. mangelndes Selbstbewusstsein oder die Angst vor neuen, unbekannten Situationen.
Irgendwann entwickelst du dann zusätzlich noch Glaubenssätze wie „Ich bin einfach schüchtern, das lässt sich nicht ändern“ oder glaubst den Aussagen der anderen Leute, die meinen: „Er oder sie ist einfach schüchtern und zurückhaltend“.
Alles kompletter Bullshit! Wie schon oben erwähnt, ist Schüchternheit nicht ein angeborener Charakterzug, den manche Menschen haben und andere nicht, sondern ein erlerntes Verhalten (meistens schon in der Kindheit). Genauso kann man auch wieder lernen, seine Schüchternheit abzulegen.
3. Introvertiert vs. Extrovertiert
Ein kurzer Ausflug in die Psychologie: man kann Menschen normalerweise in zwei Kategorien einteilen – introvertiert und extrovertiert. Aber was bedeutet das jetzt genau?
Introvertiert
Introvertierte Menschen tendieren eher dazu, sich gerne mit sich selbst zu beschäftigen und ihre Energien bei Tätigkeiten aufzuladen, wo sie allein sind, wie z.B. beim Sport, Lesen oder Musik (in meinem Fall).
Diese Menschen genießen es zwar, Zeit mit anderen Menschen zu verbringen, aber sie brauchen auch immer wieder Erholungsphasen, in denen sie allein sind.
Extrovertiert
Extrovertierte Menschen hingegen lieben es, unter Menschen zu sein und schöpfen (anders als introvertierte Menschen) daraus ihre Energie. Es stört sie nicht, sich stundenlang mit anderen Menschen zu unterhalten. Diese Menschen sind meistens sehr offen und umgänglich.
Finde deinen Persönlichkeitstypen
Natürlich ist kein Mensch das eine oder das andere Extrem. Manche sind eher introvertiert, andere eher extrovertiert. Es ist für dich jedoch wichtig, ungefähr einzuschätzen, welcher Persönlichkeitstyp du bist.
Schüchternheit hat primär nichts mit Introvertiertheit oder Extrovertiertheit zu tun (sowohl introvertierte als auch extrovertierte Menschen können schüchtern sein), aber man darf keine falschen Erwartungen an seinen Persönlichkeitstypen setzen.
Was meine ich damit?
Bist du eher ein introvertierter Typ, kannst du nicht von dir erwarten der super-offene Partytiger zu werden, der stundenlang andere Partygäste bespaßen kann. Das geht vielleicht für eine gewisse Zeit gut, aber irgendwann wirst du keine Energie mehr dafür haben und deine Erholungszeit brauchen.
Andersherum macht es für eine extrovertierte Person keinen Sinn, sich den lieben langen Tag nur mit sich selbst zu beschäftigen und nichts mit anderen Leuten zu unternehmen, nur weil man dafür vielleicht zu schüchtern ist.
Du siehst also, man muss einen Ausgleich finden und mit seinem Persönlichkeitstypen arbeiten und nicht gegen ihn.
Wie ich begonnen habe, an meiner Schüchternheit zu arbeiten, wollte ich natürlich der offene Partylöwe werden, der alle von den Socken haut (obwohl ich eher ein introvertierter Mensch bin). Das ist natürlich total in die Hose gegangen.
Erst als ich akzeptiert habe, mit meinem Persönlichkeitstypen zu arbeiten statt gegen ihn, hat sich vieles verändert in meiner Schüchternheit und auch in meinem Selbstbild. Zum Beispiel konzentriere ich mich auf Feiern jetzt eher auf Gespräche mit nur einer Person oder kleinen Gruppen, weil genau darin meine Stärken liegen.
Es hat bei mir einfach nie funktioniert, der lauteste Partytiger zu sein, der alle mit seinen Witzen begeistert, weil ich:
1. ein grottenschlechter Witzeerzähler bin und 2. Dieses Verhalten viel zu anstrengend für mich war und nicht meinem Persönlichkeitstypen entsprochen hat.
Und voilà, als ich das akzeptieren konnte, hatte ich keinen Erwartungsdruck mehr an mich und kann jetzt auch die Zeit auf Partys genießen (und nebenbei ergeben sich meistens super Gespräche).
Finde also deinen Persönlichkeitstypen und versuche mit ihm zu arbeiten und nicht gegen ihn.
Doch genug der Theorie, kommen wir jetzt zu praktischen Tipps und Übungen, um deiner Schüchternheit gehörig in den Ar*** zu treten. Bereit?
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Praktische Schritte, um deine Schüchternheit endgültig zu überwinden
Ich habe die ersten Monate versucht, in der Theorie zu lernen, wie man Schüchternheit überwindet. Das Ergebnis – es hat sich nichts geändert. Und der Grund war folgender:
Es ist gut den theoretischen Hintergrund darüber zu wissen, wie Schüchternheit entsteht und was man dagegen tun kann, aber wenn man nicht ins handeln kommst, ist dieses Wissen vollkommen wertlos. Es bringt dich erst weiter, wenn du etwas VERÄNDERST.
Und keine Angst, du musst nicht gleich 100 Leute auf der Straße anquatschen. Es gibt viele kleine Schritte, die du gehen kannst, um an dir zu arbeiten und offener zu werden.
1. Eigene Stärken stärken
In der Schule und teilweise auch im Studium und in der Arbeit wird uns immer wieder gesagt, dass wir an unseren Schwächen arbeiten sollen – was dabei herauskommt sind Menschen, die in allem nur mittelmäßig gut sind.
Versteh mich nicht falsch: es macht natürlich auch Sinn, an deinen Schwächen zu arbeiten, aber der Hauptfokus sollte darauf liegen, deine Stärken zu stärken. Wenn du dich ausschließlich auf deine Schwächen konzentrierst, bist du nur mehr damit beschäftigt, deine Schwächen auzugleichen und deine Stärken bleiben links liegen.
Vor allem wenn man schüchtern ist, legt man sehr viel wert darauf, was die anderen Personen über einen selbst denken und man versucht, Fehler zu vermeiden. Dadurch wird der Fokus sehr stark auf die eigenen Schwächen gelegt, weil man versucht, alles richtig zu machen.
Doch der Schlüssel zu mehr Selbstbewusstsein ist, auf sich selbst und seine Fähigkeiten zu vertrauen. Und das geht nur, wenn man sich auf seine Stärken fokussiert.
Überlege einmal wirklich bewusst, wo DEINE Stärken liegen. Bist du gut im Sport? Machst du gern Musik oder zeichnest du gerne? Egal was es ist, nimm dir Zeit und finde deine Talente. Und dann fördere sie! Stärke deine Stärken und werde richtig gut darin.
Es wird Zeit brauchen, aber wenn du ausdauernd bist und an dir arbeitest, wirst du Schritt für Schritt mehr Selbstvertrauen in dich und deine Fähigkeiten aufbauen – das hilft dir wiederum nicht mehr so unsicher und verklemmt in Gesprächen zu sein.
Lesetipp: 10 goldene Regeln für ein starkes Selbstbewusstsein
2. Was soll ich sagen?
Mein größtes Problem war immer, dass ich nie wusste, wie ich mit anderen Personen ein Gespräch beginnen sollte. Vor allem beim Kennenlernen von neuen Leuten hatte ich keine Ahnung, was ich sagen sollte.
Habe ich es dann doch irgendwie mal geschafft, ein Gespräch anzufangen, war es nach zwei Minuten wieder vorbei, weil ich nicht mehr wusste, wie ich es weiterführen konnte. Als schüchterner Mensch kennst du diese Situationen sicher auch, oder?
Die Lösung ist eigentlich ganz einfach: es ist vollkommen egal, was du sagst, es kommt zum Großteil nur darauf an, wie du etwas sagst.
Du kannst auch über den Vermehrungszyklus des Regenwurms sprechen – wenn du dieses Thema ansprechend rüberbringst, werden dir die Menschen an den Lippen hängen.
Als ich noch sehr schüchtern war und diese Aussage zum ersten Mal gehört habe, dachte ich mir dazu nur „Wtf, was für ein Blödsinn. Natürlich kommt es darauf an, was ich sage.“
Vielleicht hast du ja ähnliche Gedanken, ich kann es dir echt nicht verübeln. Aber jetzt kann ich dieses Statement vollkommen nachvollziehen.
Das Problem als schüchterner Mensch ist, dass man sich oft Gedanken macht, wie z.B.:
- Ich habe nichts Wichtiges zu sagen
- Mein Gesprächspartner interessiert sich eh nicht für das, was ich sage
- Sollen lieber die anderen reden, die haben mehr zu sagen
Wenn du mit dieser Einstellung ein Gespräch führst, merkt das dein Gegenüber und du wirst auch nicht als offen und selbstbewusst rüberkommen, geschweige denn einen interessierten Zuhörer haben.
Du kannst über das spannendste Thema sprechen, aber solange du nicht selbst davon überzeugt bist, was du sagst, wird es dein Gesprächspartner auch nicht sein.
Um zu lernen, wie man locker und ungezwungen Gespräche führen kann, ohne dass dir dabei der Gesprächsstoff ausgeht, empfehle ich dir die kommenden zwei Übungen:
Einfach drauf losplappern
Um zu lernen, wie man locker und ungezwungen länger über ein Thema reden kann, empfehle ich dir diese Übung:
Nimm dein Smartphone heraus, stell dir einen Timer und such dir einen Gegenstand in deiner Nähe, z.B. einen Stift. Starte den Timer und dann rede 1 Minute über das Thema Stift und zähle alle Gedanken auf, die dir dazu einfallen. Am Anfang beginnst du vielleicht zu erzählen, was für Vorteile ein Stift hat, was man damit machen kann, etc. Dann kommst du vielleicht irgendwann mal zum Thema Bücher schreiben, Spaß am Lesen, usw.
Diese Übung ist dazu gedacht, deine inneren Blockaden, die du hast, zu lösen und dir zu helfen einfach locker über ein Thema zu reden. Versuche dabei, deine Gedanken einfach fließen zu lassen, auch wenn du einen kompletten Blödsinn erzählst. So lernst du, von einem Gedanken zum nächsten zu kommen und kannst quasi unendlich lang reden.
Diese Übung machst du am besten einmal pro Tag. Steigere dann die Länge auf 2, 3, 4, und 5 Minuten, bis du es schaffst, ohne Unterbrechungen durchzusprechen. Du kannst dann auch abstraktere Themen wie Fußball, Astronaut oder Osterhasen nehmen und musst nicht immer nur Gegenstände beschreiben.
Wenn du das geschaffst hast, versuche im nächsten Schritt, über das Thema mit voller Leidenschaft zu erzählen, so als würdest du jemanden damit begeistern wollen. Konzentriere dich vor allem darauf wie du die Dinge sagst und mit welcher Körpersprache.
Dabei übst du gleichzeitig auch, nicht nur länger zu sprechen, sondern auch das Gesprochene ansprechend rüberzubringen, so dass dir dein Gesprächspartner auch gerne zuhört. (Vergiss nicht: es kommt zum Großteil nicht darauf an, was du sagst, sondern wie du es sagst.)
Diese Übung wird übrigens auch sehr häufig von Fernsehmoderatoren praktiziert.
Länger sprechen als sonst
Ein weiterer Tipp ist, bei Gesprächen länger zu reden, als du es normalerweise machen würdest. Dadurch, dass du mit der obig genannten Übung lernst, ungezwungen und für längere Zeit über ein Thema zu sprechen, versuche das auch praktisch in Gesprächen anzuwenden.
Wenn du sonst ein Gespräch sehr schnell beendest, versuche dieses einfach länger aufrecht zu erhalten und achte bewusst dabei wie du die Dinge sagst – begeistere dein Gegenüber und habe eine offene Körperhaltung.
Wenn du diesen Tipp öfter anwendest, wirst du merken, dass du in allen Gesprächen, die du führst, selbstsicherer wirst und dich mehr traust.
Smalltalk auf Partys, Events & Co – So geht dir der Gesprächsstoff nie aus
Wie kann man auf einer Party oder einem Event Leute ansprechen? Was kann man konkret sagen? Und wie kann man nach dem Gesprächseinstieg ein interessantes Gespräch aufbauen?
Das sind alles Dinge, die ich auf die harte Tour lernen musste, bis ich endlich das gefunden habe, was wirklich funktioniert. Und die Wahrheit ist: es ist einfacher als du denkst.
1. Gesprächseinstieg
Nehmen wir an, du bist auf einem Event, kennst niemanden dort und würdest gern mit neuen Leuten ins Gespräch kommen.
Bei so einem Event sind am Anfang genau wie du, viele Leute unsicher und wissen nicht, was sie machen sollen – meistens freuen sich die Leute, die allein bei einem Tisch herumstehen, dass jemand den ersten Schritt macht und sie anspricht.
Das ist also die perfekte Gelegenheit für dich, zu trainieren, deine Schüchternheit abzulegen, deine Komfortzone zu erweitern und selbst derjenige zu sein, der den ersten Schritt macht. Dein Gesprächspartner wird sich unglaublich darüber freuen, dass du ihn angesprochen hast und er nicht allein herumstehen muss.
Das einfachste was du machen kannst, ist zu jemanden hinzugehen und zu sagen:
- „Hallo, ich heiße Johannes, und du? Freut mich, dich kennenzulernen.“
- „Hallo, mein Name ist Johannes. Bist du auch zum ersten Mal auf diesem Event?“
- „Hallo, mein Name ist Johannes. Wie kommst du zu diesem Event?“
Kombinierst du diese Sätze noch mit deinem schönsten Lächeln, hast du schon mal die perfekte Gesprächsbasis für eine interessante Unterhaltung geschaffen. Du kannst dann daran anknüpfen indem du erzählst, wie du zu dem Event gekommen bist, was dich daran interessiert, was du sonst in deinem Berufsleben oder deiner Freizeit machst, etc.
Versuche so offen wie möglich zu sein und distanziere dich nicht emotional. Du kommst bei deinem Gesprächspartner sonst als kühl und zurückgezogen rüber, was dazu führen wird, dass das Gespräch gleich wieder zu Ende ist.
Sei dir immer bewusst, dass dein Gegenüber deine Emotionen unterbewusst spürt. Wenn du also verschreckt und zurückgezogen bist, wird das dein Gesprächspartner früher oder später bemerken und sich nicht länger mit dir unterhalten wollen.
Emotionale Distanziertheit überwinden und Freunde gewinnen
Als ich begonnen habe, Leute anzusprechen, waren die Gespräche immer schnell vorbei, weil ich mich emotional sehr distanziert habe. Diese Distanziertheit kann man nur langsam ablegen, indem man in Gesprächen versucht, immer offener zu werden und mehr und mehr von seiner Persönlichkeit zu zeigen.
Lass dich voll und ganz auf deinen Gesprächspartner ein und sei wirklich interessiert an dem, was er sagt. Denke nicht an das, was du als nächstes sagen könntest, sondern höre aufrichtig zu.
Tipp: Wie du ein empathischer Zuhörer wirst, mit dem sich andere Leute liebend gern unterhalten, findest du in meinem Artikel Empahtie – 4 Tipps, um besser zu kommunizieren.
Bonus Tipp: Suche dir Freunde in dem Bereich, der dir Spaß macht. Wenn du dir Freunde in dem Bereich suchst, der dir liegt, hast du beim Kennenlernen sofort ein gemeinsames Gesprächsthema und du weißt schon, dass die andere Person ähnlich gestrickt ist, wie du. Das macht es umso leichter, offen und selbstsicher im Gespräch zu sein. Und man redet immer gerne über Dinge, die einem Spaß machen. Probier‘ s einfach mal aus.
Gesprächseinstieg auf einer Party
Eine Party ist wieder eine ganz andere Situation als ein Event, deswegen muss man sich auch an die Situation anpassen: die Leute haben Spaß, sind ausgelassen und fröhlich und es macht keinen Sinn, hier nur über ernste Themen sprechen zu wollen.
Ein Gesprächseinstieg könnte hier folgendermaßen ablaufen
- „Halle, mein Name ist Johannes. Woher kennst du Jakob (=Gastgeber)?“
Hier kannst du dann erzählen, wie du den Gastgeber kennengelernt hast, was ihr schon alles zusammen erlebt habt, etc.
Eine andere Möglichkeit wäre ein ehrlich gemeintes Kompliment zu machen:
- „Hey, ich liebe dein Outfit! Wo bekommt man denn sowas her?“
- „Wow, coole Uhr. Ich habe mir auch schon überlegt so eine zu kaufen.“
Ein Kompliment macht natürlich nur Sinn, wenn es wirklich ernst gemeint ist undnicht nur als Vorwand für einen Gesprächseinstieg dient. Aber wenn es ehrlich gemeint ist, funktioniert es als Eisbrecher fabelhaft.
Einer meiner Lieblingssätze, den ich gerne sage (passt allerdings nicht bei allen Gelegenheiten), ist folgender:
- „Hallo, mein Name ist Johannes. Du siehst interessant aus, was ist deine Geschichte?“
Du glaubst nicht, was für unterschiedliche Sachen du hier erfahren wirst – jeder Mensch, den ich diesen Satz gefragt habe, hat immer eine sehr interessante Geschichte parat und nebenbei lieben es die Menschen, über sich selbst zu reden. Du musst dann also nur die Klappe halten und zuhören.
Tipp:Wenn du dich nicht traust eine Person anzusprechen und dir bereits Ausreden in den Kopf schießen, zähle bis 3 – und dann sprich die Person an. Punkt. Ohne Wenn und Aber. Lass den Ausreden keine Chance.
2. Gespräch am Laufen halten
Ok der Gesprächseinstieg ist geschafft, aber wie kann man jetzt das Gespräch am Laufen zu halten, ohne das gleich eine peinliche Stille entsteht.
Anknüpfungspunkte finden
Was hier gemeint ist, ist dass du an das anknüpfst, was dein Gegenüber gesagt hat und dazu entweder eine Geschichte erzählst oder eine interessante Frage stellst.
Nehmen wir an, dein Gesprächspartner sagt etwas in der Art:
- „Ursprünglich wollte ich nicht zu diesem Event kommen, aber der Workshop ‚Blog erstellen leicht gemacht‘ hat mich so angesprochen, dass ich doch gekommen bin.“
Hier kannst du jetzt an mehrere Sachen anknüpfen:
Entweder du fragst nach, warum ihn die anderen Sachen nicht interessiert haben. Oder du machst ein Statement, dass dich dieser Workshop auch total angesprochen hat und du auch mehr darüber lernen willst. Oder du fragst ihn, warum ihn dieser Workshop so sehr interessiert.
Du siehst also, die Möglichkeiten sind endlos und wenn du einmal die Übung „einfach drauf losplappern“ wie oben beschrieben gemacht hast, wird es dir auch nicht schwerfallen, schnell zu jedem Thema neue Anknüpfungspunkte zu finden.
Gemeinsamkeiten finden
Eine weitere wunderbare Möglichkeit, um bei deinem Gesprächspartner zu punkten, ist Gemeinsamkeiten zu finden. So entsteht im Gespräch eine ganz neue Dynamik und man wird automatisch offener.
Kommt ihr im Laufe des Gespräches zum Beispiel darauf, dass ihr denselben Musikgeschmack habt oder in dasselbe Land gereist seid, ist das eine großartige Möglichkeit, über persönliche Erfahrungen zu erzählen, oder spannende Geschichten der Reise auszupacken.
Das Gespräch wird ganz natürlich fließen, ohne dass du dauernd überlegen musst, was du als nächstes sagen könntest. Und so sollte es im besten Fall auch sein.
3. Gesprächsausstieg
Manchmal lässt es sich nicht vermeiden, dass ein Gespräch schnell beendet wird und man keine neuen Themen mehr findet. Die peinliche Stille macht sich hier schnell breit, aber du möchtest nicht einfach verschwinden, weil das unhöflich wäre.
Um solche Situationen charmant zu umgehen, kannst du zu deinem Gegenüber einfach sagen:
- „Danke für die nette Unterhaltung, ich werde mir nur schnell etwas zu trinken holen. Möchtest du mitkommen?“
In diesem Fall wirkt es nicht unhöflich, wenn das Gespräch beendet wird und du gibst deinem Gesprächspartner die Möglichkeit mit dir mitzukommen und lässt ihn nicht allein zurück.
Andere Möglichkeiten wären:
- „Hat mich gefreut dich kennenzulernen, danke für die nette Unterhaltung.“
- „Hat mich gefreut dich kennenzulernen – ich werde jetzt mal kurz zu meinen Freunden an die Bar schauen.“
That’s it. Einfach, aber effektiv. Und ohne peinlicher Stille 😉
Hier nochmal das Wichtigste auf einem Cheatsheet zusammengefasst:
Viele dieser Tipps habe ich von Ramit Sethi gelernt, der ein Experte ist, Gespräche zu führen und einen guten Eindruck zu hinterlassen. Ich empfehle dir von ganzem Herzen das Video von ihm anzuschauen. Es dauert 30 Minuten, aber jede Minute davon ist Gold wert!
3. Komfortzonen Challenges – Der gratis Schüchternheit-Ar***tritt-Plan
Hier wird es jetzt ein bisschen spicy. Der einzige Weg, um deine Schüchternheit tatsächlich Schritt für Schritt abzulegen, ist, endlich ins Handeln zu kommen. Damit du dabei nicht prokrastinierst, wirst du dir hier einen Schüchternheits-Ar***tritt-Plan erstellen.
Wir haben schon darüber gesprochen, dass du dich ständig in deiner Komfortzone bewegst, wenn du schüchtern und zurückgezogen bist. Um das zu ändern, werden wir deine Komfortzone auf die Probe stellen.
In den nächsten 30 Tagen möchte ich, dass du jeden Tag einen kleinen Schritt unternimmst, um deine Schüchternheit zu überwinden. Beginne klein und arbeite dich hoch.
Du setzt dich also bewusst in Situationen, die dich herausfordern, weil nur so dein eigener Glaubenssatz von „ich bin schüchtern“ in „ich bin ein offener und sozialer Mensch, den die Leute mögen“ umgewandelt wird.
Beispiele dafür sind:
- Schaue den Leuten auf der Straße in die Augen
- Sprich lauter und deutlicher als sonst
- Rede 3 Minuten pro Tag über ein Thema und nimm dich dabei auf
- Rede ein bisschen mehr als sonst
- Mach einer Person in der Schule, im Studium oder in der Arbeit ein Kompliment
- Gehe auf eine Party mit Freunden und sprich mindestens 3 neue Leute an
- Geh auf ein Networking Event oder eine Party, ohne dort jemanden zu kennen (außer vielleicht den Gastgeber)
- Versuche Gespräche mit neuen Leuten länger als 5 Minuten am Laufen zu halten
- Mach Leuten auf der Straße Komplimente
- …
Ich habe dir hier einen Action Plan erstellt, den du dir herunterladen und ausdrucken kannst. Ich empfehle dir, schriftlich festzulegen, was du bis wann erreichen willst.
Es gibt noch zigtausend Möglichkeiten, wie du deine Komfortzone erweitern kannst – ich wollte dir hier nur ein paar Ideen auf den Weg mitgeben. Wichtig ist, dass du nichts überstürzt, klein anfängst und dich hocharbeitest.
Mehr Ideen zu Komfortzonen-Challenges findest du in diesem Video von Till Groß.
Nie aufgeben – Habe den Mut Großes zu wagen
Es reicht leider nicht aus, einmal deine Schüchternheit zu überwinden und eine neue Person anzusprechen.
Du musst diese Dinge immer und immer wieder tun, bis du irgendwann dein Selbstbild änderst und erkennst, dass du nicht mehr schüchtern bist.
Es gibt leider auch keine Pille, die du einfach nimmst und zu einem offeneren Menschen wirst. Seine Schüchternheit abzulegen ist ein langsamer Prozess und es dauert seine Zeit.
Es wird definitiv Situationen geben, wo du wieder in dein „schüchternes Ich“ zurückfällst oder es nicht schaffst auf einer Party neue Leute kennenzulernen. Das ist vollkommen in Ordnung. Ich kann das gut nachvollziehen, mir ging es nicht anders.
Niemand hat gesagt, dass du perfekt sein musst und sofort zu einem sozialen Partytiger wirst. Aber wenn du stetig an dir arbeitest, wirst du bald Ergebnisse sehen. Wenn ich das schaffen kann (und ich war wirklich ein hoffnungsloser Fall), dann schaffst DU das auch.
Warst du in einer Situation schüchtern, hast du das nächste Mal die Chance, diese Situation zu meistern.
Ich habe auf jeden Fall vertrauen, dass du es schaffen wirst, deiner Schüchternheit gehörig in den Ar*** zu treten. Viel Spaß dabei 😉 ich freue mich, von deinen Erfahrungen zu hören.
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